Die größten Vorurteile gegenüber Meditation: Wir räumen auf

Meditation und Achtsamkeit spalten die Gemüter: Esoterischer Firlefanz oder Geheimtipp für die körperliche und geistige Gesundheit? Wir entlarven die beliebtesten Vorurteile der Skeptiker.

Von Alexandra Gojowy

Wer anfängt, sich mit Achtsamkeitstraining zu beschäftigen, wird nicht selten mit Vorurteilen konfrontiert. Skeptiker meinen, dass die Auswirkungen von Meditation nicht ausreichend erforscht sind und höchstens von leichtgläubigen Esoterikern als „Allheilmittel“ verkauft werden. Viele Menschen sind überrascht, wenn sie hören, dass sogar Forscher der renommierten Harvard University die positiven Effekte von Achtsamkeit nachweisen konnten. Warum fällt es vielen trotzdem noch schwer, zu akzeptieren, dass die jahrtausendealte Praxis der Meditation auch im 21. Jahrhundert einen berechtigten Platz hat?

In diesem Artikel räumen wir die größten Mythen über Meditation aus dem Weg. So kann man bei der nächsten Achtsamkeitsdebatte im Freundes-, Bekannten- oder Kollegenkreis, auf wichtige Fakten zurückgreifen.

1. Meditation ist eine religiöse Praxis

Hat Meditation nicht etwas mit fernöstlicher Religion zu tun? Das passt doch überhaupt nicht in jedes Weltbild, oder? Häufig wird Meditation mit Religion und Erleuchtung verbunden. Tat­säch­lich hat Medi­ta­tion viele Ursprünge und ist in den ver­schie­dens­ten Tra­di­tio­nen, und auch den drei Weltreligionen, ver­ankert. Die acht­sam­keitsbasierte Medi­ta­tion, die mittlerweile auch in den Führungsetagen großer Firmen beliebt ist, wurde durch Prof. Jon Kabat-Zinn der Massachusetts Uni­ver­sity Medi­cal School in der westlichen Welt bekannt gemacht. Bereits Ende der 1970er Jahre unter­suchte Kabat-Zinn die Wir­kun­gen der Medi­ta­tion aus wis­sen­schaft­li­cher Per­spek­tive. Er defi­niert das Prin­zip der Acht­sam­keit wie folgt: Acht­sam­keit ist das Bewusst­ma­chen der Erfah­run­gen, die absicht­lich und ohne dar­über zu urtei­len im Hier und Jetzt wahr­ge­nom­men werden. Acht­sam­keit folgt damit keinem bestimm­ten Ziel wie Erleuch­tung oder reli­giö­ser Erkennt­nis.

2. Meditation löst alle körperlichen Leiden

Aufgrund der vielen positiven Auswirkungen von Meditation auf den Körper und Geist, wird sie oft als Allheilmittel oder Wunderpille bezeichnet und schnell als esoterischer Firlefanz abgetan. Bei Achtsamkeit geht es jedoch darum, den Fokus auf das zu lenken, was gesund ist! Auch Mind-Body Wissenschaftler Tobias Esch beschreibt den Ansatz der modernen Achtsamkeit als eine Rückbesinnung auf das Gesunde. Meditation kann also als Präventivmaßnahme eingesetzt werden, um den Körper mit­tels unse­rer geis­ti­gen und men­ta­len Fähig­kei­ten posi­tiv zu beein­flus­sen. Im Kern geht es um die Stär­kung der Gesund­heit und der eigenen Wider­stands­kräfte, durch den Abbau von Belas­tun­gen, die uns auf die Gesundheit schlagen können. Dass Meditation dazu beitragen kann, Dauerbelastungen wie Grübeleien oder Stress entgegenzuwirken, wurde von vielen anderen Medizinern ebenfalls bestätigt. Denn mit regel­mä­ßi­ger Übung ver­schafft dir Medi­ta­tion mehr Kon­trolle über deine Gedan­ken und Emo­tio­nen, redu­ziert Stress, ver­hilft dir zu mehr innere Ruhe und macht dich freier von äuße­ren Ansprü­chen. Gleich­zei­tig stärkt sie deine Fähig­keit, ganz da zu sein und das Glück in den klei­nen Momen­ten des Lebens zu genie­ßen.

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3. Meditation macht egoistisch

Achtsamkeit stellt das Individuum in den Vordergrund. Man soll auf seine Bedürfnisse hören, Selbstakzeptanz üben und sich vor allem um sich selbst kümmern. Macht Meditation also eigentlich einen Haufen Egoisten aus uns? Fakt ist: Achtsamkeit hilft dabei, dass man sich selbst besser kennenlernt. Denn Medi­ta­tion trai­niert jene Fähig­kei­ten, die der Psy­cho­loge Daniel Gole­man vor über zwan­zig Jahren als ​“Emo­tio­nale Intel­li­genz” berühmt gemacht hat: Acht­sa­men Men­schen fällt es leich­ter, ihre Emo­tio­nen zu ver­ste­hen, mit ihnen umzu­ge­hen und sich selbst zu moti­vie­ren. Wer sich selbst ver­steht, kann sich im gleichen Zuge allerdings auch leich­ter öffnen, Kon­flikte lösen, pro­duk­ti­ver zusam­men­ar­bei­ten und tie­fere Bezie­hun­gen auf­bauen - egal, ob in Freund­schaf­ten, in der Liebe, in der Fami­lie oder im Beruf. Meditation macht also nicht egoistisch, sondern ebnet den Weg, um anderen Menschen mit mehr Ruhe und Authentizität zu begegnen.

4. Meditation ist nur ein neues Selbstoptimierungs-Tool

Die ständige Selbstoptimierung ist ein Phänomen der modernen Gesellschaft. Kritiker nehmen an, dass der Hype um Achtsamkeit ausgenutzt wird, um den Arbeitnehmer noch leistungsfähiger zu machen. Während es stimmt, dass Meditation die Konzentrationsfähigkeit erhöhen und die Kreativität steigern kann, sind diese Auswirkungen nicht das Ziel von Achtsamkeitstraining. Im beruflichen Kontext geht es nicht darum, sich immer weiter zu optimieren. Vielmehr schärft die bewusste Fokussierung nach Innen das Gefühl für die eigene Belastungsgrenze. Mit einem Blick für das Wesentliche, reagiert man in stressigen Situationen nicht mehr mit Abwehr und Widerstand. Man erlernt, in sich hineinzuhören und kann anschließend besser einschätzen, ob man sich einer Situation gewachsen fühlt, oder andere Bedürfnisse wichtiger sind. Achtsamkeit bedeutet also nicht Selbstoptimierung, sondern schafft einen Raum, in dem man seine eigenen Grenzen und Gefühle erkunden darf.

5. Meditation ist schwer zu erlernen

Meditieren lernen kann man nur im Himalaya oder während des Yoga Retreats auf Bali? Während man auf Fernreisen oft genügend Zeit und Ruhe hat, um sich dem Thema Meditation zu nähern, geht es bei Achtsamkeit vor allem um die Umsetzbarkeit im Alltag. Man braucht keine besondere Gabe oder Fähigkeit, um mit dem Meditieren zu beginnen. Auch muss man kein Yoga können, keinen Guru kennen oder stundenlang still sitzen. Für gewöhn­lich star­tet Medi­ta­tion als einfache Kon­zen­tra­ti­ons­übung. Die Fähig­keit, seine Auf­merk­sam­keit über län­gere Zeit aus­zu­rich­ten, ist der Grund­stein der Medi­ta­tion und wird durch regel­mä­ßige Übung nach und nach gestärkt. Genau wie beim Lernen ande­rer Fähig­kei­ten braucht es vielleicht etwas Zeit und Übung, um sich voll und ganz auf eine Meditation einzulassen. Wichtig ist, dass es nicht um das Erreichen eines bestimmten Ziels geht. Im Kern reicht es, die Dinge so sein zu lassen, wie sie sind. Alles was man dazu braucht, sind ein paar wenige Minuten der Ruhe. Meditations-Apps sind für den Einstieg besonders gut geeignet, denn man hat das Smartphone immer in der Tasche und kann die Einheiten ganz leicht und zu jeder Tages­zeit ein­schie­ben. Angeleitete Meditationen helfen außerdem dabei, entspannt und aufmerksam zu bleiben, wenn sich der Kopf einmal schwer und voll anfühlt.

Vorurteile gegenüber Meditation gibt es viele. Wer sich einmal auf die Reise macht, wird allerdings bald erkennen, dass jeder in unserer schnelllebigen Gesellschaft von etwas mehr Achtsamkeit, sich selbst und anderen gegenüber, profitieren kann. Dahinter steht weder Hokuspokus, noch die böswillige Absicht, den Menschen weiter zu optimieren. Vielmehr geht es um die achtsame Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse, die in jede Tradition integrierbar ist und eine wichtige Kraftquelle im Alltag werden kann.

Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:


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