3 Säulen, die eine Beziehung retten können
Eine Beziehung ist…? Kompliziert! So empfinden das viele von uns. Wir zeigen dir drei Säulen, die eine wichtige Basis für jede Partnerschaft bilden können.
Von Sarah Schömbs
Beziehung retten: Unsere Tipps
Eine Beziehung ist ein komplexes Konstrukt. Kaum greifbar und vollkommen individuell. Eine mögliche Form von Beziehung ist die Liebesbeziehung, also die partnerschaftliche Beziehung. Der Moment, in dem sich zwei Menschen finden und sich für ein gemeinsames Leben entscheiden. Kaum etwas birgt so viel Konfliktpotential und Schönheit in einem.
Egal, ob “Gegensätze ziehen sich an” oder “Gleiches und Gleiches gesellt sich gern”, es ranken sich viele Geheimnisse darum, wie sich eine Beziehung zu gestalten hat, um über Jahre bestand zu haben. Von Psychologen über Philosophen bis hin zu Biochemikern - alle geben ihren Senf dazu und versuchen zu verstehen, wie es entsteht, das Gefühl von Einheit, das Gefühl von Liebe.
Wir haben uns ebenfalls Gedanken gemacht, wie man Beziehungen mit Achtsamkeit führen kann und möchten euch drei Aspekte vorstellen, die unmittelbar zu einer Beziehung dazu gehören. Die drei großen V’s: Vertrauen, Verantwortung und Veränderung. Denn wenn du diese drei Säulen stärkst, kannst du deine Beziehung vertiefen und festigen. Am deutlichsten wird das, wenn wir uns die Beziehung wie einen Baum vorstellen...
Liebe braucht Vertrauen
In jeder zwischenmenschlichen Beziehung bildet Vertrauen die Basis, das Fundament. So auch in einer Partnerschaft. Ohne Vertrauen kann nichts wachsen, nichts entstehen. Vertrauen ist das Wurzelwerk einer Beziehung. Das, was zusammenhält und Stabilität sowie Sicherheit schenkt. Das, was den Baum nährt.
Die Voraussetzung für Vertrauen ist, dass man sich selbst vertraut und Vertrauen in die eigenen Gedanken und das eigene Handeln hat. Das Gefühl, dass man dem Leben und seinen Herausforderungen gewachsen ist. Sobald das Vertrauensverhältnis zu sich selbst gestört ist, kann kein Vertrauen in einen anderen Menschen entstehen. Die wichtigste Frage in einer Beziehung ist demnach: Vertraue ich mir selbst? Denn wenn man selbst kein Vertrauen beispielsweise in das eigene Durchhaltevermögen oder die eigene Widerstandsfähigkeit hat, wie soll man dann in Krisen der Partnerschaft vertrauen? Erst wenn ich mir selbst vertraue - meinen Gefühlen, meinen Gedanken und meinen Handlungen - kann ich meiner Partnerschaft vertrauen.
Doch Vertrauen in eine Partnerschaft zu haben, bedeutet keinesfalls, naiv durchs Leben zu spazieren und immer nur an das Gute in sich, dem Partner und dem Leben zu glauben. Vertrauen bedeutet nicht, mit einer rosaroten Brille oder vom Ego gesteuert wie Herkules durch den Alltag zu laufen und den Blick zur Realität zu verlieren.
Außerdem ist es wichtig, Vertrauen von Naivität, Arroganz oder Selbstsicherheit abzugrenzen. Beim Vertrauen geht es um die Ebene, die dahinter liegt. Die Frage: Kann ich mir und meinem Partner wirklich vertrauen? Habe ich Vertrauen in die Beziehung? In die Partnerschaft? Erst wenn man erkennt, dass all das, was die Beziehung ausmacht, von einem Fundament gestützt wird, das Sicherheit und Stabilität schenkt und in Form von Vertrauen ausgedrückt wird, hat die Beziehung eine Basis. Und damit einhergehend die Möglichkeit, oberflächliche Schwankungen abzufangen. Denn das Vertrauen bleibt davon unberührt.
Sich selbst zu Vertrauen ist also die Voraussetzung für Vertrauen innerhalb einer Partnerschaft. Vertrauen ist dabei keinesfalls einseitig, sondern ein Fundament, das von beiden Seiten gegossen wird.
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Unter dem Aspekt Verantwortung ist nicht die Pflicht gemeint, den Müll rauszubringen oder anderen Haushaltspflichten nachzukommen. Prinzipiell hat Verantwortung nichts mit Pflicht zu tun. Es hat vielmehr mit der Tatsache zu tun, dass aus einem Menschen plötzlich zwei geworden sind. Warum?
Erich Fromm beschreibt dies treffend: “Die reife Liebe [ist] eine Vereinigung, bei der die eigene Integrität und Individualität bewahrt bleibt. [...] Die Liebe läßt ihn [den Menschen] das Gefühl der Isolation und Abgrenzung überwinden und erlaubt ihm trotzdem er selbst zu sein und seine Integrität zu behalten. In der Liebe kommt es zu dem Paradoxon, daß zwei Wesen eins werden und trotzdem zwei bleiben.” (S. 40, Erich Fromm, Die Kunst des Liebens)
Was ist damit gemeint? In einer reifen Liebe, also in einer Beziehung, die auf wahrhaftiger Liebe basiert, kommt es zu dem Umstand, dass aus zwei Personen “eins” wird und sie trotzdem als individuelle Persönlichkeiten bestehen bleiben - Mit eigenen Bedürfnissen, Gedanken und Emotionen. Nichtsdestotrotz verschwimmt durch die Partnerschaft die Verantwortung, die man hat. In einer Partnerschaft übernimmt man schließlich Verantwortung für mehr als eine Person.
Übersetzt: Die Höhen und Tiefen des Partners können nicht einfach ignoriert werden. Sie werden zum Teil auch zu den eigenen Höhen und Tiefen. Und das schlichtweg durch die Tatsache, dass man seinen Partner begleitet, unterstützt und ihm zuhört. Gedanken wie “das geht mich nichts an” oder “das ist nicht mein Bier” haben in einer reifen Beziehung keine Existenzberechtigung. Wie können sich zwei Menschen wahrhaftig lieben, füreinander da sein, gegenseitig unterstützen und annehmen, wenn der Schicksalsschlag des Partners einen nichts angeht?
Das bedeutet nicht, dass man sich aufopfern oder sein Leben für das Leben des anderen aufgeben soll. Aufopferung und Aufgabe haben in einer reifen Beziehung nichts zu suchen. Es bedeutet auch nicht, dass der Partner für das eigene Glück verantwortlich ist.
Der Aspekt der Verantwortung ist der Baumstamm einer Beziehung. Die Vereinigung und das Symbol des Gemeinsamen. Das Gefühl der Einheit, des eins werden, ohne sich selbst dabei zu verlieren.
Also, natürlich übernimmt jeder Mensch die Verantwortung für sich selbst. Nichtsdestotrotz verschwimmen in einer Beziehung die Grenzen und der Verantwortungsbereich erweitert sich. Aus “ich” und “du” wird “wir.” In diesem “wir” hat jeder Verantwortung für das eigene Handeln und übernimmt gleichzeitig Verantwortung für die Partnerschaft.
Veränderung gehört zur Beziehung dazu
Wenn Vertrauen das Wurzelwerk der Beziehung darstellt und Verantwortung den Stamm, dann spiegelt der Aspekt der Veränderung die Äste, Knospen, Blüten und Blätter eines Baumes wider.
Eine Beziehung ist kein starres Konstrukt. Eine Beziehung ist auch kein Vertrag, den man zu Beginn festlegt und an den sich gehalten wird, komme was wolle. So wie sich die äußeren Gegebenheit ständig verändern, verändert sich auch der Rahmen, in dem sich die Beziehung bewegt. Sie unterliegt einem ständigen dynamischen Anpassungsprozess. Nicht nur im Kleinen, durch wechselnde Launen, gute Tage/schlechte Tage, sondern auch im Großen, wie durch die Wohnsituation, finanzielle Stabilität oder Schicksalsschläge.
Externe und interne Veränderungen sorgen dafür, dass die Beziehung oberflächlich gesehen immer im Wandel ist, während Vertrauen und Verantwortung bestehen bleiben. Wie Äste eines Baumes, die durch Wind und Wetter bewegt und durch Jahreszeiten verändert werden. Blätter fallen ab, Knospen bilden sich, der Baum blüht auf. Der Stamm und die Wurzeln bleiben bestehen. Mehr sogar, sie wachsen und gewinnen zunehmend an Stabilität.
Die Kunst in einem solch konstanten Veränderungsprozess namens Leben ist, sich gemeinsam zu verändern, immer wieder zu kommunizieren, zueinander zu finden und der Liebe Raum zu geben. Die drei V’s - Vertrauen, Verantwortung und Veränderung - sind keine Garantie dafür, dass eine Beziehung funktioniert. Nichtsdestotrotz können sie ein Wegweiser sein, hin zu einer Partnerschaft, die auf Vertrauen beruht, von Verantwortung getragen wird und mit Veränderungen wächst.
Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:
Bild: Elizabeth Tsung via Unsplash
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