Entscheidungen treffen: Ein kleiner Guide
Die Angst vor einem Fehltritt kann einiges an Kraft rauben. Wir verraten dir einfache Tipps, mit denen du schneller gute Entscheidungen fällen kannst.
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Jetzt loslegenüberprüft von Psychologin Eva Siem
Entscheidungen treffen - 5 Tipps
Was ziehe ich heute Abend an? Wo gehe ich heute Abend essen? Was soll ich am Wochenende unternehmen? Welches Studium passt zu mir? Sollte ich mich von meinem:r Partner:in trennen? Ist es richtig, dass ich meinen Job gekündigt habe?
Im Grunde besteht unser gesamtes Leben aus kleinen Entscheidungen. Manche davon können den gesamten Lebenslauf beeinflussen, andere entscheiden nur über eine kurze Erfahrungen.
Das Gefühl, die Wahl zu haben, schenkt uns Freiraum und Gestaltungsmöglichkeiten. Wer nicht den Zufall entscheiden lassen möchte, muss selbst aktiv werden.
Aber: Sich zwischen mehreren Optionen entscheiden zu können - oder manchmal auch zu müssen - ist für viele Menschen ein schweres Unterfangen. Bestenfalls wägt man sorgfältig ab und kommt innerhalb kürzester Zeit zu einem Ergebnis. Es kann aber auch passieren, dass man Stunden oder sogar Tage mit Grübelnverbringt, alle Szenarien durchspielt und mit keiner Lösung so richtig zufrieden ist. Das Dilemma: Wenn wir in unseren Gedanken hängen bleiben, erstarren wir innerlich und werden unfähig, uns auf irgendetwas festzulegen.
Mit diesen 5 Tipps gelingt es dir leichter, wichtige Entscheidungen zu treffen:
Erstelle eine Pro-Contra-Liste
Stell dir vor, du erzählst 100 Leuten davon
Verabschiede dich von Schwarz-Weiß-Denken
Frage dich, worum es eigentlich geht
Vertraue dir selbst
Gleich mehr zu den Tipps. Klären wir zuerst, warum bestimmte Entscheidungen so schwer fallen.
Dir fällt es schwer, Entscheidungen zu treffen? Dann ist der Meditationskurs "Intuition" genau richtig für dich:
Kostenlos testenWarum fallen uns Entscheidungen so schwer?
Die Qual der Wahl
Natürlich gibt es verschiedene Arten der Entscheidungen. Ein gutes Outfit auszuwählen kann nervig sein, beschäftigt uns aber höchstens für die Dauer des Anlasses. Ein Urlaubsziel oder Restaurant auszusuchen endet in einer Entscheidung, ist aber eine angenehme Beschäftigung.
Schwerer wird es, wenn wir weitreichende Entscheidungen treffen müssen, die eine Auswirkung auf unser gesamtes Leben haben können. Oft schalten sich wie automatisch Zukunfts- oder Versagensängste ein. Angst vor Fehlern oder falschen Entscheidungen können uns verunsichern und schließlich so sehr lähmen, dass wir die Entscheidung immer weiter hinauszögern. Der Prozess einer Entscheidungsfindung quält uns dann mehr, als die Entscheidung selbst. Sicherlich kennst du das befreiende Gefühl, wenn eine Entscheidung endlich getroffen ist - auch wenn sie Konsequenzen hat, die unangenehm sind. Was geschieht eigentlich in unserem Gehirn, wenn wir vor einer Entscheidung stehen?
Das Gehirn redet mit
Aus biologischer Sicht ist es verständlich, dass wir Schwierigkeiten mit Entscheidungen haben. Unser Gehirn besteht schließlich aus zwei Hälften, die miteinander kommunizieren müssen.
Ray Dolan und seine Kolleg:innen vom University College London haben untersucht, welche Hirnregionen beteiligt sind, wenn wir den Wert einzelner Optionen festlegen. Die Forschenden kamen zu einem interessanten Ergebnis: Welche Entscheidung wir treffen, hängt auch davon ab, wie sicher wir uns mit der Bewertung einer Option fühlen. “Während wir schon wussten, welche Hirnregion den empfunden Wert einer Auswahlmöglichkeit steuert, konnten wir nun im gleichen Hirnareal die neuronalen Signale bei selbstbewussten und weniger selbstbewussten Entscheidungen untersuchen" so Dolan. Unser Selbstbewusstsein, in Bezug auf die Situation, in der wir uns entscheiden sollen, spielt also ebenfalls eine Rolle.
Selbstbewusstsein sammeln wir vor allem dadurch, dass wir uns auf vorherige Erfahrungen und bekannte Situationen beziehen. Vielleicht hast du bereits die Erfahrung gemacht, dass dir dein Bauchgefühl den richtigen Weg weist und kannst dich leichter auf dein Gefühl verlassen. Vielleicht bereust du aber auch eine vergangene Entscheidung und hast Angst davor, wieder den gleichen Fehler zu begehen, fühlst dich verunsichert und wenig “selbstbewusst”, überhaupt wieder Verantwortung für eine Entscheidung zu übernehmen.
Hier sind fünf Tipps, die dir bei deiner nächsten wichtigen Entscheidung helfen können.
Entscheidungen treffen fällt dir schwer? Dann hör mal in den 7Mind Kurs "Intuition":
Jetzt meditieren5 Tipps, um bessere Entscheidungen zu treffen
1. Erstelle eine Pro-Contra-Liste
“Langweilig” wirst du jetzt vielleicht denken. Ja, die Pro-Contra-Liste ist ein echter Klassiker in Sachen Entscheidungsfindung. Trotzdem kann sie dir viel über deine persönlichen Werte verraten und so bei schweren Entscheidungen unterstützen.
Es kann durchaus sein, dass du unter “Contra” sehr viel mehr Punkte aufgelistet hast, dich aber trotzdem für etwas entscheidest. Die Argumente auf der “Pro” Seite scheinen also schwerer zu wiegen. Es reicht also nicht, bloß die Listenpunkte zu zählen.
Wenn beide Seiten gleich viele Argumente haben, kannst du die einzelnen Punkte mit Zahlen von Eins bis Drei versehen. Eins steht für weniger wichtig, Drei für sehr wichtig. Zähle am Ende die Punkte zusammen und finde so heraus, welche Gründe wirklich ausschlaggebend für deine Entscheidung sind.
2. Stell dir vor, du erzählst 100 Leuten davon
Stell dir vor, du erzählst 100 Leuten von deinem Vorhaben. Es geht nicht darum, dass dir jede Person vertraut ist. Es können auch fremde Menschen sein.
Was würden dir diese Leute raten? Wie würden sie deine Entscheidung einschätzen?
Natürlich brauchst du nicht wirklich 100 Leute befragen. Dieses kleine Gedankenexperiment kann dabei helfen, deine Situation zu entschärfen. Manche Leute würden deine Entscheidung sicherlich einfach finden und gar nicht nachvollziehen können, warum du dir so einen Kopf machst.
Das Drama entsteht in der Gedankenspirale. Teilen wir unsere Gedanken mit anderen, wirken sie plötzlich weniger bedrohlich. Also stell dir vor, was dir die meisten deiner 100 Berater:innen sagen würden. Vielleicht kannst du ja schon eine erste Tendenz erkennen.
3. Verabschiede dich von Schwarz-Weiß-Denken
A oder B, links oder rechts, ja oder nein - Häufig sehen wir nur zwei Möglichkeiten. Was uns davon abhält, eine Wahl zu treffen, ist die Angst, etwas falsch zu machen. Wir denken über mögliche Konsequenzen nach, darüber, was die Entscheidung für unsere Zukunft bedeutet. Wer sich zwischen Äpfeln und Birnen entscheiden muss, hat keinen großen Nachteil, wenn er oder sie am nächsten Tag zum Frühstück lieber das andere Obst gegessen hätte. Wenn es darum geht, eine große Investition zu tätigen, die Schule für das eigene Kind auszuwählen oder den Job zu kündigen, sieht das schon anders aus.
Versuche, dich nicht nur zwischen “richtig” oder “falsch”, bzw. “was wäre, wenn” zu bewegen. Statt an zwei Möglichkeiten hängen zu bleiben, frage dich:
Wo ist die Mitte?
Gibt es eine Grauzone, die dich zufrieden stellen könnte?
Gibt es eine Kombination aus beiden Möglichkeiten?
Gibt es einen Plan C oder andere Optionen, die du noch gar nicht bedacht hast?
Werde dir bewusst, dass es die perfekte Entscheidung nicht geben wird. Entscheide vor allem aus dem Hier und Jetzt heraus, ohne den Teufel an die Wand zu malen oder Katastrophenszenarien in deinem Kopf zu kreieren. Die Welt hat mehr Farben als nur Schwarz und Weiß. Nutze sie!
Du hast eine schwere Entscheidung zu treffen? Lerne, auf deine Intuition zu vertrauen mit dem passenden 7Mind Kurs:
Gleich meditieren4. Frage dich, worum es eigentlich geht
Du stehst vor der Auslage beim Bäcker oder vor der Eisdiele. Schokolade oder Vanille? Croissant oder Franzbrötchen? Du überlegst hin und her. Du hast so richtig Lust, dir etwas zu gönnen aber was, wenn du jetzt das Falsche auswählst? Was, wenn eins viel besser schmeckt als das andere?
Vielleicht kennst du Situationen, in denen kleine oder schnelle Entscheidungen zu einem inneren Kampf werden. Frage dich, worum es wirklich geht. Wahrscheinlich wirst du feststellen, dass deine Gefühlslage gar nicht so viel mit dem Eis zu tun hat. Eigentlich möchtest du dir etwas Gutes tun - egal, ob Schokolade oder Vanille. Es könnte sogar sein, dass du plötzlich gar kein Eis mehr brauchst, sondern lieber auf schnellstem Weg nach Hause und in dein Bett fährst.
Eine andere Möglichkeit wäre, dich zu fragen, was du dir von einer Entscheidung erhoffst. Was soll die Entscheidung für dich lösen? Wenn du deinen Fokus darauf ausrichtest, was dir wirklich wichtig ist, wirst du die richtige Entscheidung treffen. Und die hat unter Umständen gar nichts mit den Optionen vor deiner Nase zu tun.
5. Vertraue dir selbst
Eine Sache vorweg: Stress ist kontraproduktiv, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen. Dein Gehirn befindet sich dann nämlich im Alarmzustand - kein guter Zeitpunkt, um wichtige Dinge angemessen zu bewerten. Schau also, dass du dir Ruhe und Zeit für eine bewusste Entscheidung einräumst.
Du kannst auch über eine bestimmte Entscheidung meditieren. Damit meinen wir nicht, dass du still sitzt und in Gedanken alle Möglichkeiten durchkaust. Stell dir vor der Meditation eine Frage und versuche, deine Gefühle und Gedanken während der Meditation zu beobachten. Lass sie vorbeiziehen und verbinde dich mit der Stille in dir. Vielleicht helfen dir aufkommende Gefühle oder deineIntuitionbei deiner Entscheidung.
Oft hilft es auch, einfach eine Nacht darüber zu schlafen. Besonders bei großen Entscheidungen. Schau, wie es dir am nächsten Tag oder nach der Meditation geht. Vertraue vor allem deinem inneren Lehrer. Egal, ob das für dich das Bauchgefühl ist oder dein Gehirn, das rational alles abwägt.
Ist die Entscheidung einmal getroffen, dann bleibe standhaft. Steh zu deiner Entscheidung und kommuniziere sie, wenn möglich, ohne Zweifel. Bleib dabei, wofür du dich entschieden hast, auch wenn es im Außen Widerstände gibt. Nur du weißt, was für dich wichtig ist, was du gerade brauchst. Wenn sich die Situation nach deiner Entscheidung anders darstellt als erhofft, dann blicke nicht mit Reue auf das, was du getan hast. Mit Reue bewertest du das als falsch, was dir in einem anderen Moment richtig vorkam. Bleib im Hier und Jetzt. Wenige Dinge sind wirklich in Stein gemeißelt.
Wenn du unglücklich über deine Entscheidung bist, dann schau, was du daraus lernen kannst und ob es Möglichkeiten der Veränderung gibt. Entscheidungen treffen wir zwar im Moment, was daraus wird, ist aber ein lebendiger Prozess, der sich entwickelt und stetig verändert.
Du hast bereits alles, was du brauchst
Vielleicht stehst du gerade vor einer schwierigen Entscheidung. Mach dich für einen Moment frei von allen Ratschlägen und Wegweisern im Außen. Statt Entscheidungen unter Druck zu treffen, richte deine volle Aufmerksamkeit auf das Gefühl, was jetzt in diesem Moment in dir steckt. Höre zu. Die Antwort liegt bereits in dir.
Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:
Fragen & Antworten
Wie kann ich die richtige Entscheidung treffen?
Die perfekte Entscheidung gibt es nicht. Erinnere dich, dass du die Entscheidung im Hier und Jetzt triffst – basierend auf dem, was dir jetzt gerade richtig vorkommt.
Wenn du eine schwere Entscheidung zu treffen hast, gibt es aber trotzdem Entscheidungshilfen, die dich im Prozess unterstützen können (s. unten)
Was soll ich tun, wenn ich mich nicht entscheiden kann?
Folgende Strategien können dir bei einer Reihe von Entscheidungen helfen:
Erstelle eine Pro-Contra-Liste: Gewichte dabei die einzelnen Punkte auf einer Skala von 1 (weniger wichtig) bis 3 (sehr wichtig). Die Liste hilft dir, bei einer bestimmten Entscheidung deine Gedanken zu ordnen und Prioritäten zu setzen.
Frage 100 Leute: Stelle dir vor, du erzählst 100 Leuten davon – egal, ob nahestehenden Personen oder Fremden. Was würden dir diese Leute raten? Manche haben vielleicht konkrete Meinungen dazu, anderen ist die Entscheidung unwichtig. Dieses Gedankenexperiment kann so helfen, das größere Bild zu sehen und dadurch die Situation zu entschärfen und dir den Druck zu nehmen.
Verabschiede dich von Schwarz-Weiß-Denken: Effektiv Entscheidungen zu treffen muss nicht Ganz-oder-gar-nicht heißen. In vielen Situationen gibt es einen Mittelweg, alternative Lösungen oder eine Kombination aus verschiedenen Optionen.
Frage dich, worum es dir geht: Manchmal konfrontieren wir uns mit einer Entscheidung, ohne das Bedürfnis dahinter zu sehen. Du kannst dich nicht zwischen Vanille- und Schokoeis entscheiden? Vielleicht steckt dahinter nur das Bedürfnis, dir selbst etwas Gutes zu tun. Und wenn du darüber nachdenkst, ist es womöglich sogar keins von beidem, sondern schnellstmöglich nach Hause ins Bett zu kommen. Frage dich, was die Entscheidung für dich lösen soll. Was erhoffst du dir davon, wenn du die Entscheidung triffst?
Vertraue dir selbst: Lass dir Zeit für die Entscheidung und lass dich nicht von den Meinungen anderer beirren. Auch eine Meditation oder eine Nacht darüber schlafen kann dabei helfen. Und wenn du eine bewusste Entscheidung getroffen hast, bleibe standhaft und vertraue darauf, dass du in dem Moment nach bestem Wissen und Gewissen entschieden hast.
Bild: Caleb Jones auf Unsplash
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