Glaubenssätze: Glaubst du alles, was du denkst?

Du kannst nicht, du bist nicht: Negative Glaubenssätze sind wie eine unsichtbare Macht, die das Leben schwer machen. Doch es geht auch anders. Wir zeigen, wie du innere Glaubensmuster durchbrichst.

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Ria Schmidt

Warum wir uns manchmal nicht glauben sollten

Mit Glaubenssätzen ist es ein bisschen wie mit kleinen Angewohnheiten, die wir an uns haben: Sie bleiben lange unbemerkt. So hinterfragen wir nicht, was wir da tun und stempeln es als Normalität ab.

Bei aller Unsichtbarkeit sind Glaubenssätze trotzdem sehr mächtig: Sie beeinflussen, was wir denken, wie wir uns fühlen und schlussendlich auch, wie wir entscheiden: Denn sie sind tief in unserer Psyche verwurzelte Grundannahmen, die wir über uns und das Leben haben. Und von denen wir denken, dass sie wahr sind.

Sie entwickeln sich aus persönlichen Erfahrungen und Sprüchen, die wir im Verlauf unseres Lebens gehört haben: In der Kindheit von unseren Eltern und Bezugspersonen oder im Erwachsenenalter von Freund:innen, Partner:innen oder Vorgesetzte. Diese vermittelten Bilder können unsere Wahrnehmung beeinflussen und so zu festen Glaubensmustern heranwachsen, die sich automatisch abspielen, ohne dass wir es bewusst mitbekommen.

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Glaubenssätze: Wie sie uns stoppen oder motivieren können

Es gibt positive wie auch negative Glaubenssätze: Erstere können uns richtig beflügeln und dabei unterstützen, das Leben zu führen, das wir uns wünschen. Ein Glaubenssatz wie ‘Ich bin gut so, wie ich bin’ ist wohlwollend und gibt uns Mut. Er lässt uns und das, was wir können, in einem guten Licht erscheinen. Doch auch neutralere Formulierungen wie ‘Das Leben hat Höhen und Tiefen und das ist okay so’ werden den positiven Glaubenssätzen zugerechnet.

Negative Glaubenssätze wie ‘Ich kann nichts’ oder ‘Ich bin es nicht wert’ geben hingegen ein negatives Selbstbild von uns ab. Eins, das uns klein macht und innerlich ausbremst.

Egal ob im Bezug auf unseren Selbstwert oder Beziehungen: Wir alle halten unterschiedliche Glaubenssätze im Inneren fest – positive als auch negative. Wenn aber die negativen Überzeugungen überwiegen, können sie unsere Lebensqualität ziemlich einschränken und uns vom authentischen Sein abhalten.

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Negative Glaubenssätze in positive umwandeln? Beispiele und Impulse

Wie viel Macht die antrainierten Denkmuster über uns haben können, mag dir vielleicht ein mulmiges Gefühl geben. Doch hier kommt eine wichtige Nachricht: Wir sind Glaubenssätzen nicht hilflos ausgeliefert. Wir können nämlich aktiv an ihnen arbeiten, vor allem wenn sie uns blockieren und lernen, negative Glaubenssätze in positive umzuwandeln. Der erste Schritt lautet daher:

1. Mach dir deine Glaubenssätze bewusst

Indem wir uns unsere inneren Überzeugungen verdeutlichen, gewinnen wir die Macht zurück. Es hilft, wenn wir uns klar machen, dass sie nur Gedanken oder eine Stimme in unserem Kopf sind. Die ist vielleicht ziemlich laut, weil sie sich als ein alteingesessenes Muster schon lange ihren Platz in unserem Kopf gesichert hat - aber sie ist nicht wir, sie ist nicht die Realität.

Begib dich im ersten Schritt also in die Selbstbeobachtung, um deine Glaubenssätze kennenzulernen: Hast du Annahmen über dich und das Leben im Allgemeinen oder Überzeugungen, die immer wiederkehren? Hier lohnt es sich vor allem in denen für dich herausfordernden Situationen inne zu halten und in dich hinein zu hören: Welche Annahmen triffst du hier, vielleicht sogar immer wieder?

Denk auch zurück an Momente, in denen es dir nicht so gut ging: Wann treten diese negativen Gedanken und Gefühle auf und verbindest du sie mit einer Erinnerung von früher? Tauchen in deinem Kopf Signalwörter auf? Glaubenssätze beinhalten oft verallgemeinernde oder absolute Aussagen wie immer, nie, muss, keiner etc.

Wir haben dir hier zur weiteren Hilfe eine Liste zusammengestellt. Vielleicht hast du auch ganz eigene Glaubenssätze - denn sie sind so individuell, dass kaum eine Liste vollständig je sein könnte.

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2. Reality Check: Wie wahr ist der Glaubenssatz?

Wenn du dir deiner Glaubenssätze etwas mehr bewusst geworden bist, schau sie dir genau an: Wie viel Wahrheit steckt in ihnen? Frage dich, warum du an sie glaubst. Gibt es Erfahrungen aus der Vergangenheit, die erklären, warum du so über dich denkst?

Vielleicht haben sie auch zu deinen früheren Herausforderungen oder deinem vergangenen Erfahrungsschatz gepasst. Manche negative Glaubenssätze hatten vielleicht auch eine positive Absicht: Zum Beispiel um uns vor Enttäuschung oder Schmerz zu schützen. Oft entwickeln wir uns aber weiter, während wir noch die gleichen Glaubenssätze mit uns herumtragen - und die begrenzen möglicherweise unser Selbst.

Frage dich nun: Entsprechen diese Annahmen auch noch deinem heutigen Leben? Nimm dir für diesen Faktencheck bewusst Zeit und bleib neugierig, was sich dir zeigt. Solltest du Schwierigkeiten haben, genügend “Beweise” für deine inneren Überzeugungen zu finden, darfst du das als Ermutigung verstehen, den Glaubenssatz zu widerlegen.

3. Glaubenssatz positiv umformulieren

Sind deine alten Denkmuster nun ins Wanken gekommen? Jetzt hast du es in der Hand, sie zu loszulassen. Was dir das ermöglicht, ist die sogenannte Neuroplastizität: Die lebenslange Fähigkeit deines Gehirns sich durch neue Eindrücke und Erfahrungen zu verändern. Das ist eine ziemliche Superkraft, mit der wir negative Glaubenssätze in positive Affirmationen umwandeln können.

Diese kannst du dir wie kleine, mutmachende Glaubenssätze vorstellen, die dir helfen deine Wahrnehmung neu zu strukturieren und ein positives Selbstbild aufzubauen, um so Stabilität in dir zu finden. Dabei geht es nicht darum, sich ein “Denk doch mal positiv” einzutrichtern oder ein gar unrealistisches Bild wie “Ich schaffe alles!” abzugeben - vielmehr unterstützen sie uns darin, wohlwollender und liebevoller mit uns selbst zu reden.

Wichtig beim Aufbau deiner positiven Mantras ist es, dass sie deinen persönlichen Werten entspricht und du dich gut damit identifizieren kannst. Nur so kannst ihr auch Glauben schenken und dich im Prozess des Loslassen begleiten lassen. So sollte sie positiv, aber auch realistisch sein und einen Bezug zur Gegenwart haben. Ein Beispiel, wie du vom negativen Glaubenssatz zur positiven Affirmation gelangst:

  • Ich muss perfekt sein! —> Ich bin genug!

  • Ich krieg das sowieso nicht hin! —> Ich vertraue mir!

  • Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! —> Ich darf mir etwas gönnen!

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4. Erlaube dir, neue Erfahrungen zu machen

Bis hierhin bist du schon weit gekommen! Jetzt ist es an der Zeit aus dem Kopf ins aktive Handeln zu gehen: Denn so wichtig es auch ist, deine positive Affirmation für dich gefunden zu haben, so wichtig ist es auch, sie ganz praktisch auf einer Handlungsebene zu üben. Denn nur so kann sie eine langfristige, nachhaltige Änderung deines Verhaltens bewirken.

Mach dich daher bereit, rauszugehen und neue Erfahrungen zu sammeln. Welche Erlebnisse bräuchte es im Alltag, die deine alten Glaubenssätze widerlegen? Welche Erfahrungen können dich dabei unterstützen, deine positive Affirmationen wirklich auszuleben und in deinem Handeln zu verankern?

Dazu kannst du Abmachungen mit dir treffen oder kleine Vorsätze ausmachen, die dich raus aus deiner Komfortzone locken. Welche das sind, ist genauso individuell wie deine Affirmation. Gib dir die Freiheit, dich neuen Situationen zu stellen und dich für neue Erfahrungen zu öffnen. Denn so kannst du in ein neues Verhalten reinwachsen, in dem deine alten Glaubenssätze gar kein Platz mehr haben.

5. Sei geduldig mit dir

Nun heißt es: Üben und geduldig mit dir sein, denn du hast einen sehr wichtigen Prozess angestoßen, der seine Zeit braucht. Unser Gehirn ist ein Gewohnheitstier und einen negativen Glaubenssatz, den wir Jahre lang in uns getragen haben, verschwindet nicht von heute auf morgen.

Du musst dich also nicht schlecht oder schuldig fühlen, wenn du dich dabei ertappst auf deine alten Glaubenssätze zurückzufallen. Auch das gehört dazu: Denn sobald wir in Kontakt mit dem Außen treten, kommt auch Resonanz zurück, welche uns in unseren Denkmustern herausfordern wird - und uns vielleicht ins Stolpern bringt. Sei in solchen Momenten freundlich mit dir und mach dir sanft bewusst, dass du gerade etwas leistest, auf das du stolz sein darfst. Siehe den Prozess gerne als ein Abenteuer an, das dir hilft, dein authentisches Ich zu entdecken.

Wenn du das Gefühl hast, dich nicht alleine deinen Glaubenssätzen stellen zu wollen, ist es wichtig, dir psychologische Unterstützung zu suchen.

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FotoTeona Swift auf Pexels

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