Heimischer Waldschutz: 3 Wege, dich zu engagieren
Wälder sind älter als die Menschheit. Sie könnten uns sogar überleben, wenn wir uns jetzt für ihren Schutz einsetzen. Und unser Konsumverhalten überdenken.
Alexandra Gojowy
3 Ideen für den Waldschutz
Erinnerst du dich noch an die Bilder der Waldbrände am Amazonas, die Anfang 2020 um die Welt gingen? Plötzlich wurde uns allen bewusst, wie sensibel und angreifbar die grünen Riesen sind, so stark sie uns auch erscheinen. Wälder sind älter als die Menschheit selbst und nicht umsonst werden sie als "Grüne Lunge" bezeichnet. Sie produzieren eine ganze Menge lebenswichtigen Sauerstoff und haben darüber hinaus eine große Bedeutung für die biologische Vielfalt und die Qualität unserer Böden. Wälder gelten als eine wesentliche Lebensgrundlage, denn sie sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere, sie sind Rohstofflieferant, wichtig für die Klimaregulation, dienen als Wasserspeicher und -filter und schützen vor Erosion. Sie stehen ebenso für Erholung, Ruhe und saubere Luft und haben damit einen unfassbaren Wert für uns Menschen.
Dass uns der Wald bewegt, hat nicht nur die globale Reaktion auf die Waldbrände in Brasilien gezeigt. Tatsächlich müssen wir gar nicht über den berühmten Tellerrand hinausblicken, denn auch hierzulande ist das Thema Waldschutz aktueller denn je. Zwischen Köln und Aachen liegt ein Gebiet, das 2018 unter dem liebevollen Namen "Hambi" bekannt wurde. Der Hambacher Forst ist ein uraltes Waldstück, seine Eichen und Hainbuchen Jahrtausende alt. Bereits seit 1978 wird dort Braunkohle abgebaut, mit der Konsequenz, dass der Wald seit Jahrzehnten gerodet wird. 2018 wurde der Protest schließlich so laut, dass wir in den Nachrichten Szenen von besetzten Baggern, sowie jungen Menschen, die in Baumkronen übernachteten, sehen konnten.
Fakt ist, der Wald bewegt uns. Nicht nur, weil er unabdingbar für ein gesundes Ökosystem ist, sondern auch die Gesundheit der Menschen positiv beeinflussen kann.
Warum der Wald gesund hält
Wusstest du, dass in Deutschland 32 Prozent der Fläche bewaldet ist? Das sind 90 Milliarden junge und alte Bäume, die hierzulande wachsen. Eine unvorstellbar große Zahl. Und doch hat Europa in den letzten 6000 Jahren die Hälfte seiner Wälder verloren, was vor allem auf den Beginn der Landwirtschart zurückzuführen ist. Der Wald bleibt jedoch Rückzugsort vieler Menschen, denn er hilft uns, Ruhe zu finden und dem Alltagsstress zu entfliehen. Der Wald hat zudem eine nachgewiesene gesundheitsfördernde Wirkung. Wer sich im Wald bewegt, tut aktiv etwas für seine Gesundheit. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben bewiesen, dass Ausflüge im Wald sich positiv auf Herz, Immunsystem und Psyche auswirken. Studien belegen, dass das Stresshormon Cortisol, der Blutdruck und die Herzfrequenz bereits bei einem Spaziergang durch den Wald sinken. Dabei ist es übrigens nicht notwendig, sich körperlich sehr anzustrengen. Schon ein gemütlicher Spaziergang im Wald reicht aus.
Insbesondere Allergiker, Asthmatiker und Neurodermitis-Patienten bietet das besondere „Innenklima“ des Waldes mit seiner sogar im Hochsommer angenehmen Kühle ein ideales Erholungsgebiet. Durch das Einatmen der ätherischen Öle, welche die Bäume in die Luft abgeben, wird darüber hinaus das Immunsystem gestärkt.
Der Wald und das Klima
Wälder nehmen auch im Klimaschutz eine zentrale Rolle ein. Daher ist Walschutz für die Weltgemeinschaft absolut erforderlich, um die in Paris beschlossenen Klimaschutzziele einzuhalten. Ein ungebremster Klimawandel würde in wenigen Jahrzehnten weltweit vor allem die Landwirtschaft treffen und der Kampf um Nahrung und Wasser zum größten Problem für große Teile der Weltbevölkerung werden. Um dies zu verhindern, muss das Abholzen und Abbrennen tropischer Regenwälder gestoppt und zumindest auf 350 Millionen Hektar vor allem in den Tropen und Subtropen aufgeforstet werden. Doch auch hierzulande gibt es viele Aufforstungsprojekte, die du unterstützen kannst, so zum Beispiel Plant My Tree. Das Unternehmen kümmert sich um nachhaltige Baumpflanzungen in Deutschland.
Gleichzeitig wollen auch die Stiftungen Forum für Verantwortung, ASKO EUROPA-STIFTUNG, WWF Deutschland, Plant-for-the-Planet und Senat der Wirtschaft mit der Kampagne „Wälder für die Welt“ in einer dreijährigen Kommunikationskampagne Millionen Menschen in Deutschland, insbesondere aber die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, für die Bedeutung der Wälder im Klimaschutz sensibilisieren und zum Handeln auffordern.
Von den jetzt schon zu knapp bemessenen Mitteln für den globalen Klimaschutz werden lediglich etwas mehr als ein Prozent in Waldprojekte investiert. Dabei können tropische Wälder bis zu 30 Prozent an Emissionsreduktionen leisten . Dass der Schutz der Wälder wichtig ist, steht also außer Frage. Wir zeigen dir jetzt, wie du aktiv werden kannst!
3 Wege, dich zu engagieren
1. Offline einkaufen...und Hygieneregeln beachten.
Im Jahr 2017 wurden allein in Deutschland 3,4 Milliarden (!) Online-Käufe getätigt. Würde man all diese Pakete aufeinanderstapeln, bei einer Standardhöhe von 20cm, wäre fast die Strecke von der Erde zum Mond und wieder zurück erreicht. Verrückt, oder? Leider bestehen viele Versandpakete aus Frischfaserpapier und werden von großen Versandhäusern nicht recycelt. Um die Masse an Paket- und Versandmaterial herzustellen, werden jeden Tag Bäume gefällt. Es ist also immer wieder wichtig, sich zu fragen, ob man den Online-Kauf wirklich braucht oder ob der Gang zum nächsten Shoppingcenter es nicht auch täte. Mit Maske, Jutebeutel und Desinfektionsspray versteht sich.
2. Nur Holzprodukte mit dem FSC Siegel kaufen
Das FSC Siegel sichert wichtige Nachhaltigkeitsstandards bei der Waldbewirtschaftung. Auch wenn das FSC (Forest Stewardship Council) schon des öfteren in die Kritik geraten ist, sollten Holzprodukte mit dem FSC-Siegel wenn möglich bevorzugt werden. Es ist weltweit das einzige Zertifikat, das einen Hinweis liefert, ob Produkte umwelt- und sozialverträglich hergestellt wurden. Trau dich und frag beim nächsten Möbelkauf den Händler nach dem FSC Siegel. Da importiertes Holz immer noch schwer zu kontrollieren ist, empfehlen wir für deutsche Produkte außerdem das Waldzertifizierungssystem nach Naturland.
3. Keine Waldzerstörung auf den Teller lassen
Pro Minute verlieren wir auf der ganzen Welt rund 30 Fußballfelder Wald. Und obwohl die Tropenwälder weit weg sind, werden sie zu großen Teilen für uns hier in Europa zerstört. Denn die EU ist einer der größten Importeure von Produkten wie Soja, Fleisch und Co., für die andernorts Wälder vernichtet werden. Der WWF fordert von der EU ein wirksames Gesetz, das den Import von umweltzerstörerischen Produkten verhindert und Lieferketten nachhaltiger macht. Du kannst dabei helfen, der Politik zu zeigen, dass wir die Waldzerstörung unbedingt aufhalten möchten. Mach jetzt bei der Online-Aktion des WWF mit und unterstütze mit deiner Stimme den Appell an die EU-Kommission.
Zurück zu den Wurzeln
Jeder von uns kommt schon sehr früh mit dem Thema Waldschutz in Kontakt. Schließlich lernen wir bereits in der Schule, dass wir auf Papier schreiben, das aus Holz hergestellt wird, wofür wiederum Bäume gefällt werden. Irgendwann geht diese Sensibilisierung verloren, denn Papier ist für uns Massenware, ohne dass wir sehen, wie die Natur darunter leidet. Schließlich sehen wir Bäume so gut wie jeden Tag. Dieses Gefühl würde warscheinlich sehr schnell ändern, wenn wir nur einmal am Rand eines frisch abgeholzten, Fußballfeld großen Gebiets stehen würden.
Menschen, die in großen Städten wohnen, sehnen sich zwar nach der Ruhe des Waldes, spüren die einzigartige Verbindung zur Natur aber weniger, als BewohnerInnen ländlicher Gebiete. Lasst uns wieder zurück zu den Wurzeln finden, zurück zu dem Tag, an dem wir etwas über Papierproduktion gelernt haben. Zurück zu dem Moment, da uns vielleicht zum ersten Mal bewusst wurde, dass jedes noch so alltägliche Produkt einen Preis hat. Einen Preis, den zu oft die Natur zahlt.
Die Podcastfolge zum Artikel:
Bild 1: Jonathan Arbely auf Unsplash Bild 2: Gabriela Tamara Cycman auf Unsplash Beide Bilder zeigen den Schwarzwald.
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