Happy Mind, happy Darm? Über Meditation und Verdauung
Meditation bringt Entspannung und diese wiederum einen gesunden Darm. Stärkt Meditation also unsere Verdauung? Wir erklären dir, warum das möglich wäre.
Anna Rosenbaum
Darmgesundheit stärken mit Meditation?
Spätestens seit dem Buch "Darm mit Charme" wissen viele Menschen, dass der Darm einige wichtige Aufgaben in unserem Körper übernimmt.
Um genau zu sein übernehmen die meisten Aufgaben vielmehr endlos viele Bakterien, die in unserem Darm wohnen. Wir brauchen sie unter anderem für die Verdauung, für das Immunsystem und für die Versorgung mit bestimmten Nährstoffen.
Das Forschungsfeld ist noch jung, doch es gibt schon Untersuchungen, die zeigen: Auch unsere Darmbakterien sind gestresst! Genauer gesagt - Stress und die Darmflora wirken gegenseitig aufeinander.
Die meisten Menschen, die unter einer empfindlichen oder sogar krankhaften Verdauung leiden, können wahrscheinlich aus eigener Erfahrung berichten, dass sich stressige Situationen sofort im Magen-Darm-Trakt widerspiegeln. Aus anderen Situationen haben wir wahrscheinlich alle die ein oder andere Erfahrung mit der Verbindung zwischen unserem Bauch und unserem Geist gemacht: Wir haben bei bestimmten Gedanken Schmetterlinge im Bauch, andere Gedanken verderben uns den Appetit.
Die Beziehung zwischen Darm und Hirn
In der Wissenschaft heißt diese Verbindung "Darm-Hirn-Achse". Und die funktioniert in beide Richtungen. Unser Gehirn hat einen Einfluss auf den Darm und unser Darm kann Signale an das Gehirn schicken. Von einer Forschungsgruppe wurden 2016 fünf Wege beschrieben, auf denen die Kommunikation zwischen unserem Darm und dem Gehirn ablaufen könnten.
In der Darmwand sitzen viele Nervenzellen, die direkt über das Nervensystem Signale an das Gehirn schicken können.
Ein Teil des Immunsystems sitzt im Darm.
Die Darmwand ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet, die als Verbindungsstelle zum Blutkreislauf funktioniert.
Außerdem können die Bakterien manche Botenstoffe, die dem Gehirn Informationen übermitteln, selbst bilden.
Der fünfte Kommunikationsweg ist Stress - ein bekannter Stressmechanismus in unserem Körper, der auch Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse genannt wird.
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7Mind kostenlos startenWas Darmgesundheit mit Meditation verbindet
Das schauen wir uns mal etwas genauer an, denn wer weiß - vielleicht können wir mit Meditation ja sogar etwas Gutes für unseren Darm tun. Dass Meditation und Stress irgendwie zusammenhängen, haben wir ja wahrscheinlich alle schon einmal gehört oder gelesen.
Fest steht, dass die Kommunikation in beide Richtungen funktioniert. Eine Dysbalance im Darm kann die Stressreaktion im Körper auslösen oder verstärken. Manche Studien sagen sogar, dass unsere Darmgesundheit einen Einfluss auf unsere Emotionen und mentale Erkrankungen wie Depressionen und Angst haben kann.
Doch wie wirkt Stress auf den Darm? Könnte Meditation etwa durch Stressregulation positive Effekte auf die Verdauung haben?
Stress versetzt unseren Körper in Alarmbereitschaft. Verschiedene Hormone sorgen dafür, dass wir kurzfristig viel Energie bereitstellen, um kämpfen oder fliehen zu können. Dass diese Energie woanders eingespart wird und dass das nicht ohne Nebenwirkungen geschehen kann, klingt irgendwie logisch.
In einer Kooperationsarbeit einer polnischen und einer deutschen Universität fanden die Forscher heraus, dass sich unter Stress die Darmbewegungen verändern, die sogenannte Darmmotilität. Die ist wichtig für eine gesunde Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass sich die Zusammensetzung der Bakterienstämme verändert. Wir erinnern uns: die Bakterien (zusammen auch Mikrobiom genannt) im Darm sind verantwortlich für viele verschiedene Aufgaben. Unter anderem wirken sie ebenfalls an der Verdauung und der Aufnahme von Nährstoffen mit und sind großer Bestandteil unseres Immunsystems. Unter Stress verändert sich außerdem, welche Botenstoffe und Hormone im Darm produziert werden und die Regeneration der Darmschleimhaut wird negativ beeinflusst. Die Darmschleimhaut wird außerdem durchlässiger, wodurch Moleküle diese Barriere zum Blutkreislauf durchqueren können, die unter gesunden Umständen zu groß dafür wären. Das kann zu diversen Reaktionen führen - unter anderem zu noch mehr Stress im Körper. Zudem stellen die Forscher fest, dass die Wahrnehmung des Verdauungstrakts unter Stress verstärkt wird. Das kann dazu führen, dass wir Angst davor haben, dass mit uns etwas nicht stimmt und der Stress ebenfalls zusätzlich verstärkt wird. Und schon stecken wir in einer Spirale, die weder unserem Körper, noch unserem Geist guttun.
Sind wir achtsam und es fällt uns auf, dass wir in diese Spirale geraten sind, ist der erste Schritt hinaus schon getan. Natürlich sollten wir bei Magen-Darm-Beschwerden einen Arzt aufsuchen und uns von ihm begleiten lassen.
Gleichzeitig gibt es viele Studien, die zeigen, dass Achtsamkeit und Meditation einen positiven Effekt auf Stress haben. Das könnte also theoretisch unsere Stopp-Taste für die Darm-Stress-Spirale sein. Die Forschung ist noch jung, doch auch Meditation und Achtsamkeit wurden sich schon das ein oder andere Mal in Bezug auf Darmgesundheit wissenschaftlich angeguckt. Daher gibt es Hinweise, die das Bild von Meditation als Stopp-Taste unterstützen.
Darm & Meditation: Was ist bewiesen?
Eine Arbeit aus dem Jahr 2017 schließt mit der Empfehlung, Meditation in bestehende Behandlungen zu integrieren, auch wenn noch mehr handfeste Forschung wünschenswert wäre. Das wird damit begründet, dass Meditation positive Effekte auf Stress hat und somit zu einer gesunden Darmschleimhaut-Barriere beiträgt. Um das herauszufinden, wurden in dieser Studie keine Untersuchungen am Menschen gemacht, sondern ältere Studien zusammengetragen, miteinander verglichen und ausgewertet.
Es gibt auch erste Hinweise, dass sich die Teilnahme an einem Achtsamkeitsprogramm positiv auf Darmerkrankungen wie das Reizdarmsyndrom auswirken kann. Auch andere psychologische Verfahren hatten in dieser Studie einen positiven Einfluss auf das Reizdarmsyndrom, was ebenfalls für eine starke Verbindung zwischen dem Darm und dem Gehirn spricht.
Es gibt in dem Feld der Darm-Hirn-Achse noch viel zu erforschen und entdecken, besonders in Hinblick auf einen Lebensstil, mit dem wir die Kommunikation zwischen den beiden Organen positiv beeinflussen können. Denn dazu gehören nicht nur Meditation und Achtsamkeit sondern natürlich auch die Ernährung, andere Umwelteinflüsse, Bewegung, Schlaf, Medikamente und wahrscheinlich noch andere Dinge, die weder Forscher noch wir bisher überblicken können.
Vielleicht kannst du ja mithilfe von Achtsamkeit noch vor der Wissenschaft einige Dinge herausfinden, die dir und deinem Bauch guttun.
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Bild: Polina Zimmermann auf Pexels
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