Neujahrsvorsätze: Langfristig motiviert bleiben

Jedes Jahr setzen sich Menschen Neujahrsvorsätze, die sie kurz danach wieder über Bord werfen. Lerne, wie du langfristig Motivation für deine Ziele findest.

von Eva Siem

“Gut ist der Vorsatz, aber die Erfüllung ist schwer”, wie selbst Johann Wolfgang von Goethe feststellte. Spätestens wenn sich das neue Jahr ankündigt, machen unzählige Menschen dieselbe Erfahrung: Sie formulieren Neujahrsvorsätze, um gesünder zu leben, mehr Sport zu treiben, produktiver zu sein oder sich persönlich weiterzuentwickeln. Doch laut einer Statista Umfrage von 2019 [1] hielt dieser Entschluss bei 39% der Befragten nur für einen Monat bis hin zu wenigen Stunden.

Warum fällt es so vielen Menschen so schwer, ihre Neujahrsvorsätze in die Tat umzusetzen? Eine Antwort könnte in unseren Motiven begründet liegen. Viele von uns setzen Ziele, ohne sich der wahren Motivation dahinter bewusst zu sein. Deshalb gehen wir in diesem Artikel der Frage nach, welche Motive es gibt, wie wir sie kennenlernen können und wie wir mehr Motivation für unsere Neujahrsvorsätze finden.

Motive: Was treibt uns an?

In der Motivationspsychologie werden Motive als innere Antreiber verstanden, die uns - wie der Name verrät - motivieren, unsere Entscheidungen und Ziele beeinflussen sowie uns zum Handeln bewegen. Der US-amerikanische Psychologe McClelland identifizierte 1985 drei psychologische Grundmotive: das Leistungsmotiv, das Anschlussmotiv und das Machtmotiv. 

  • Das Leistungsmotiv dreht sich um das Streben nach Erfolgen, persönlichem Fortschritt und das Sammeln von Kompetenzerfahrungen. Menschen mit einem stark ausgeprägten Leistungsmotiv setzen sich gerne ehrgeizige Ziele, sind motiviert, sich stetig zu verbessern, herauszufordern und Anerkennung für ihre Leistungen zu bekommen. 

  • Das Anschlussmotiv bezieht sich auf den Wunsch nach sozialer Zugehörigkeit und zwischenmenschlicher Nähe. Diese Menschen legen meist großen Wert auf Harmonie, Unterstützung und Gemeinschaft. 

  • Das Machtmotiv beschreibt den Wunsch, Einfluss und Kontrolle zu haben. Menschen mit einem ausgeprägten Machtmotiv übernehmen gerne die Verantwortung und versuchen, Veränderungen herbeizuführen. Während “Macht” womöglich negativ konnotiert ist, kann der Wunsch nach Einfluss auch bedeuten, dass Menschen sich sozial engagieren oder andere unterstützen, um positive Veränderungen zu ermöglichen.

Die Ausprägung dieser Motive, und damit auch, was uns motiviert, ist individuell unterschiedlich. Wenn wir uns also die Frage stellen, wie wir mehr Motivation und Durchhaltevermögen für unsere Neujahrsvorsätze aufbringen können, lohnt es sich, unsere eigenen Motive einmal genauer anzuschauen.

Stärke deine Achtsamkeit und finde heraus, was dich wirklich antreibt:

7Mind kostenlos testen

Nicht alle Motive sind uns bewusst

Vielleicht überlegst du beim Lesen gerade, welche dieser Motive du von dir selbst kennst. Psycholog:innen sprechen hier von expliziten Motiven, also solchen, die wir bewusst zum Ausdruck bringen und reflektieren können. Im Laufe der Jahre lernen wir, welche gesellschaftlichen Normen und Erwartungen gelten, welche positiven und negativen Konsequenzen unsere Handlungen haben und entwickeln darauf basierend unsere expliziten Motive.

Neben unseren bewussten Motiven gibt es allerdings auch unbewusste Antreiber. Es wird vermutet, dass diese impliziten Motive in frühen emotionalen Erlebnissen aus unserer Kindheit wurzeln [2] und uns so auch überwiegend auf emotionaler Ebene beeinflussen. Das kann es für uns manchmal schwieriger machen, sie in Worte zu fassen und bewusst zu reflektieren.

Wenn unsere Motive im Konflikt stehen

Wir sind uns also nicht immer völlig im Klaren darüber, was uns wirklich antreibt und glücklich macht. Häufig wollen wir Dinge, von denen wir glauben, dass wir sie wollen, obwohl unsere inneren Antreiber uns in eine andere Richtung lenken. Möglicherweise strebst du nach einer Beförderung im Job, obwohl du dir insgeheim soziale Zugehörigkeit wünschst. 

Stimmen explizite und implizite Motive nicht überein, fühlen wir uns häufig unmotiviert und unzufrieden. Dies kann auch unsere Leistung beeinflussen: So können Menschen mit einem ausgeprägten Anschlussmotiv beispielsweise bei sozialen oder kooperativen Aufgaben gut abschneiden, während ihre Leistung in wettbewerbsorientierten Aufgaben nachlassen kann [3].

Das kann eine Erklärung dafür sein, warum die Umsetzung von Neujahrsvorsätzen manchmal wie Sisyphos-Arbeit erscheint.

Achtsamkeit für intrinsische Motivation?

Doch du kannst lernen, dir deiner impliziten Motive bewusster zu werden und deine Ziele mehr nach dem auszurichten, was dich tief im Inneren antreibt. In einer Studie [4] wählten Teilnehmende im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant häufiger Ziele, die ihren impliziten Motiven entsprachen, nachdem sie vorher einen achtsamen Body Scan durchgeführt hatten. Die beiden Wissenschaftlerinnen erklären das damit, dass unsere impliziten Motive unsere emotionale Reaktion auf Dinge beeinflussen, die mit diesen Motiven zusammenhängen und sich diese Emotionen auch im Körper zeigen. Nehmen wir diese körperlichen Empfindungen achtsam wahr, während wir unsere Ziele festlegen und verfolgen, können wir besser verstehen, ob wir auf dem richtigen Weg sind.

Falls du dir einen angeleiteten Body Scan wünschst, schau doch einmal in der 7Mind App vorbei.

Hör doch direkt mal in unsere Body Scan Meditation

7Mind kostenlos testen

Neujahrsvorsätze an Motiven orientieren

Statt dir einfach vorzunehmen “mehr Sport zu machen”, könntest du dich bei einem ausgeprägten Anschlussmotiv einer Sportgruppe anschließen oder dir eine:n Laufpartner:in suchen. Mit einem starken Leistungsmotiv motiviert es dich vielleicht eher, dich für einen Wettkampf anzumelden. Und bei einem ausgeprägten Machtmotiv könntest du eine Sportgruppe ins Leben rufen oder dich informieren, ob sich Sport und soziales Engagement vereinen lassen, bspw. durch ehrenamtliche Sportaktivitäten für Geflüchtete. 


Wenn wir also unsere Neujahrsvorsätze formulieren, ist es nicht nur wichtig, was wir uns vornehmen, sondern auch, warum wir es tun. Durch das achtsame Erkunden unserer inneren Antreiber können wir unsere Ziele bewusster danach ausrichten und mehr intrinsische Motivation finden.


Quellen:

[1] Wie lang die guten Vorsätze halten. Statista. https://de.statista.com/infografik/20354/zeitraum-den-die-befragten-ihre-guten-vorsaetze-einhalten/ Accessed December 20, 2023.

[2] McClelland DC, Koestner R, Weinberger J. How do self-attributed and implicit motives differ? Psychological Review. 1989;96(4):690-702. doi:https://doi.org/10.1037/0033-295x.96.4.690

[3] Koestner R, McClelland DC. The affiliation motive. Motivation and Personality. Published online June 26, 1992:205-210. doi:https://doi.org/10.1017/cbo9780511527937.014

[4] Strick M, Papies EK. A Brief Mindfulness Exercise Promotes the Correspondence Between the Implicit Affiliation Motive and Goal Setting. Personality and Social Psychology Bulletin. 2017;43(5):623-637. doi:https://doi.org/10.1177/0146167217693611

Achtsamkeitsimpuls

Erhalte unsere neuesten Artikel, Achtsamkeitsimpulse und Angebote in unserem monatlichen Newsletter!

*Pflichtfelder

7Mind wirkt positiv. Erfahre mehr.