Familientalk: Achtsam Papa sein
Erziehung ist inzwischen mehr und mehr auch Männersache. Die Rollenfindung als Papa hat dabei seine ganz eigenen Herausforderungen. Papas, erzählt doch mal!
Daniela Obers
Wie geht eigentlich Papa-Sein?
Die Rolle des Vaters wandelt sich. War er früher im klassischen Familienbild hauptsächlich der Versorger der Familie, so steht heute vielmehr die Ausgestaltung der Vaterrolle im Raum.
"Mehr Männer nehmen Elternzeit - zumindest kurz", so titelt statista. 2015 waren 21% der Elterngeldbezieher männlich, so stehen wir 2020 schon bei 25%. Die Elternzeit bei Frauen beträgt durchschnittlich 14,5 Monate, die der Männer 3,7 Monate. So viel zu den nackten Zahlen. Wie gestalten sich diese 3,7 Monate? Und wie alle die Jahre darüber hinaus?
In diesem Beitrag blicken wir auf die Rolle des (in der Erziehung) aktiven und achtsamen Papas. Gerade am Anfang kann es sehr schwierig sein, den eigenen Platz in einer neu entstandenen Familie zu finden, wo doch die Bindung zu Mutter naturgegeben zu Anfang stärker ist.
Hierfür haben wir Benjamin Wockenfuß, selbst Papa und Autor des etwas anderen Ratgebers “Toller Papa” ein paar Fragen gestellt.
Hast du Beispiele für schöne Papa-Kind Momente für uns?
Benjamin: In dem Buch biete ich ja kleine Alltagsabenteuer an. Eines davon ist der Keine-Termine-Tag. So etwas mache ich sehr gerne mit meinen Söhnen (aber dann einzeln). Was heißt das? Ich buche mir für einen Nachmittag oder einen Tag am Wochenende keine Termine. Alle Termine, die das Kind und ich für den Tag hatten, fallen aus und wir machen einfach gar nichts. Aus dem gar nichts werden dann meist wunderbare Momente wie zum Beispiel spazieren gehen, malen oder Geschichten erfinden. Eine weitere schöne Sache: Jeden Abend geht folgende Frage Reihum: „Was war heute das Schönste, das du erlebt hast?“ … wenn jemanden nichts einfällt, rufen wir „gibt's nicht“ und denken kleiner und vielleicht noch kleiner, bis wir gemeinsam auf die klein(ste)n Wunder der Tages schauen. Die Gespräche, die dadurch entstehen sind so bereichernd, auch weil wir Erwachsenen die Chance bekommen, Teil der kindlichen Lebenswirklichkeit zu werden.
Wie habt ihr zu Anfang als Eltern eure Rollenverteilung gefunden?
Benjamin: Ich wollte schon immer Kinder, als ich dann meine heutige Frau treffen durfte, war die Sache schnell klar. Bei unserem ersten Sohn hat sie mich durch die ersten Lebensmonate getragen. Dafür bin ich ihr noch heute sehr dankbar. Ich wollte ALLES richtig und bloß NICHTS kaputt machen. In diesem Strudel habe ich unsere kleine Familie mitunter ziemlich genervt und gestresst. Nach Kind zwei und drei, war ich dann besser im Papa Flow. Mir war es wichtig für das Leben meiner Kinder relevant zu sein. Ich wollte da sein, Anteil haben. Bei dem ganzen Thema ist meine Frau einfach auch großartig, weil sie mir überhaupt erstmal den Raum dafür gibt, eine Rolle haben zu dürfen. Meine Frau und ich gehen verschiedene Themen mitunter unterschiedlich an. Ich glaube, das ist total normal, vielleicht sogar gesund so. Diese Unterschiedlichkeit anzunehmen und auszuhalten ist nicht selbstverständlich.
Gerade im ersten Jahr hat die Mutter aus ganz natürlichen Gründen meist eine engere Bindung mit dem Kind und verbringt mehr Zeit mit dem Kind. Wie bist du damit umgegangen?
Benjamin: Beim ersten Kind war das am Anfang schon eher ungewohnt. Nicht so sehr, dass meine „Bühne“ kleiner wurden, sondern, dass ich im Prinzip nicht wirklich etwas für das Kind tun konnte. In den ersten Monaten verwaltest du eher das Vatersein. Du kannst am besten für das Kind da sein, wenn du die Mutter entlastest. Mit der Zeit kriegst du die Möglichkeit zu gestalten, das ist dann ganz wundervoll. Bei Kind 2 und 3 war es dann umgekehrt, dadurch dass meine Frau durch Geburt und neuem Baby stärker eingebunden war, hatte ich die Chance mit den großen Kindern ganz neu und viel enger in Beziehung zu treten.
Welchen Tipp würdest du einem frisch gebackenen Papa mitgeben?
Benjamin: Hör auf keine Ratgeber. Du bist der beste Papa für dein Kind, der da ist. Sammle dir Informatives, aber auch Irritierendes ein, mix alles gut durch und nimm dir das mit, bei dem du dich gut fühlst. Versuche nicht perfekt zu sein. Hör auf deine Gefühle. Immer.
Familie ist niemals statisch
Wir haben auch die Papas bei 7Mind befragt, wie sich die Rollenfindung für sie gestaltet hat. Wie auch schon aus Benjamins Antworten deutlich wird, gibt es keine Blaupause für die perfekt funktionierende Familie. Wichtig ist es, als Team miteinander im Austausch zu bleiben. Es ist ein Prozess, der sich finden darf. Momente des “Mama-Vorzugs” schmerzen kurz, so einer unserer 7Mind Papas, und sind am nächsten Tag vergessen, wenn man mit dem Sohnemann am Lagerfeuer sitzt. Ganz zu Anfang, wenn man das Kind als Papa nicht “zufrieden stellen” kann, ergeben sich andere Aufgaben, die im Familiengefüge dann gerade sehr wichtig sind:
Die Partnerin entlasten, für ihre Zufriedenheit sorgen und sie schlafen lassen
Viel kochen & Hausarbeit
Wickeln
Der Partnerin das Kind auch mal für längere Zeit “wegnehmen”, damit sie mal Ruhe hat. Auch wenn dieser Punkt wohl am meisten Übung und Mut erfordert.
Eine besonders schöne Antwort von einem 7Minder möchten wir zu Ende gern noch mit euch teilen:
Welchen Tipp würdest du einem frisch gebackenen Papa mitgeben?
Nimm dir Zeit für deine Familie. Die Arbeit ist lediglich ein Mittel. Karriere vor die eigene Familie zu setzen, bringt für die Zukunft kein Glück.
Wer sich dem Rat des wunderbaren Autors Benjamin Wockenfuß widersetzen und doch mal in seinen Ratgeber reinschmökern möchte, der findet weitere Infos hier.
Auch wir von 7Mind durften einen Beitrag über die Anfänge der Meditation und Achtsamkeit für Benjamins Buch schreiben.
Danke ihr tollen Papas für eure bereichernden Beiträge zu diesem Artikel!
Bild: Kelly Sikkema auf Unsplash
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