Lebensgeschichten: Katja über Achtsamkeit als Therapie

Alltagsstress, Verpflichtungen und Kinder – 7Mind Nutzerin Katja, Mutter, Kinderärztin und Psychotherapeutin für Kinder, verrät, wie Eltern und Kinder mehr Gelassenheit erfahren können.

Interview von Louisa Hahn

Der Alltag von Eltern scheint wie ein Marathon zu sein: Ständig ist man am machen und tun – für die Kinder und für sich. Kochen, Haushalt schmeißen, Geld verdienen, Terminen nachkommen und natürlich die Kinder betreuen. Da kann es schnell passieren, dass Eltern in eine Schleife von Stresssituationen verfallen. Wir haben Mütter gefragt, wie sie ihren Alltag so gestalten, dass er ausgeglichen und gelassen ist. In dieser Geschichte stellen wir dir Katja vor. In einem Gespräch hat sie uns erzählt, wie sie es schafft, Beruf und Familie unter einen Hut zu kriegen und dabei noch genug Zeit für sich hat.

Ich bin gelassener, werde nicht mehr so schnell ärgerlich und spüre mich besser. Der Kontakt mit mir selber ist viel besser, wenn ich regelmäßig meditiere. Es ist wie ein Verankern.”

Den Atem nutzen, um zu sich zu finden

Katja wirkt wie eine echte Frohnatur und hat die Ruhe weg. Wie macht sie das? Uns hat sie eine klare Antwort gegeben: Mit kurzen Meditationsübungen für zwischendurch. Besonders die Atemmeditation holt sie in den Moment zurück und hilft ihr, sich wieder im Hier und Jetzt zu finden. Den ersten Berührungspunkt mit einer Atemmeditation hatte Katja im Zuge des Schwangerschaftsyogas. Sie lernte bestimmte Techniken, mit denen sie sich selbst regulieren konnte, was ihr gerade während der Geburt ihrer ersten Tochter sehr half. Inzwischen sind ihre Töchter im Teenageralter und vor gut einem Jahr ist Katja auf die 7Mind-App aufmerksam geworden. Seitdem gehört diese zu ihrer Meditationspraxis dazu. Zuerst hat sie diese einmal ausprobiert, um zu schauen, wie es ihr danach geht. Dies war der Startschuss für eine noch intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema Achtsamkeit im Alltag. Denn auch während ihrer Ausbildung zur Psychotherapeutin gab es immer wieder Parallelen mit der Zen-Meditation. Speziell die Überschneidungen im Bereich der sogenannten Gestalttherapie haben sie schließlich vollends überzeugt. Denn auch dort spielen Atemübungen und bewusstes Wahrnehmen – Gewahrsein – eine elementare Rolle.

Wenn ich merke, ich brauche eine Verschnaufpause, dann setzte ich die Kopfhörer auf die Ohren und höre mir die Meditation an. Das tut mir einfach gut.” XcenteredTextPlaceholderX

Inzwischen macht Katja über den Tag verteilt immer wieder kurze Meditationen. Sie helfen ihr dabei, wenn Stress und Hektik Überhand nehmen oder sie sich im Multitasking verfängt. Am liebsten meditiert sie aber nach einigen Yoga-Übungen, auf dem Balkon in der Sonne, wo sie sich Zeit für sich nimmt.

Aber Meditation tut nicht nur ihr selbst gut, sondern auch ihren Kindern. Gerade mit ihrer jüngeren Tochter meditiert Katja am Abend sehr häufig gemeinsam, wobei der erste Impuls zum Meditieren oft seitens ihrer Tochter kommt. Das Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung ist bei ihr besonders stark wahrnehmbar. Am liebsten hören sie dann die Gedankenreisen aus der 7Mind-App. Vor allem die Meditation „Auf dem Lavendelfeld” lässt die beiden noch einmal in den letzten Frankreichurlaub eintauchen und aktiviert ihre Sinne. Ihre Nichten im Kindergarten- und Grundschulalter lieben die Wolkenreise, den Sternenhimmel und die Feengeschichte. Es wurde schnell deutlich, wie positiv die abendliche Meditation für die Kinder ist, denn seit sie diese Abendroutine eingeführt haben, können sie viel besser Ein- und Durchschlafen. Aber auch Katja selbst hat gemerkt, wie Meditation sie von innen heraus stärkt und ihr das Gefühl von Selbstwirksamkeit schenkt. Dabei spielt vor allem wieder der Atem eine Rolle. Diesen nutzt sie gerade in Situationen, wenn sie von sich selbst weg driftet und nur noch funktioniert. Der Atem gibt ihr die Möglichkeit, aus dem Automatismus auszusteigen und wieder bewusst im Hier und Jetzt anzukommen. Gerade weil diese Achtsamkeitspraxis für sie privat besonders wertvoll ist, sieht sie es als eine Bereicherung in ihrem Beruf der Kinderpsychotherapeutin, ihr Wissen auch an ihre PatientInnen und deren Eltern weiterzugeben.

Achtsamkeit als Therapieform

Katja hat nicht nur als Mutter Verantwortung zu tragen, auch in ihrem Beruf als Ärztin und Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche hat sie täglich ein hohes Pensum an Verantwortung. Bei ihren Behandlungen greift sie deshalb auch gerne Mal auf die Methoden aus der Achtsamkeitspraxis zurück. Katjas PatientInnen sind noch jung. Gerade negative Gefühle wie Wut und Ärger stressen nicht nur die Kinder selbst, sondern auch die Eltern. Aus diesem Grund hat Katja bei bestimmten PatientInnen eine regelmäßige Meditationspraxis empfohlen. Das Ziel? Dass die Kinder auch mit diesen Emotionen umzugehen lernen und sich in solchen Momenten besser spüren und regulieren können. Auch Kleinkinder können an Meditation herangeführt werden. Eine Einschlafmeditation bietet da eine gute Grundlage: Abends im Bett, mit Kuscheltier auf dem Bauch und einer sanften Meditation im Hintergrund. Katja möchte dadurch bewirken, dass Kinder und Jugendliche lernen, wie sie im Alltag auf dieses Werkzeug zurückgreifen können, wenn sich Unruhe und Stress im Bauch aufbauen. Dass sie es von sich aus schaffen, sich von der Situation distanzieren zu können. Sei es Zuhause, in der Schule oder unterwegs.

Meditation ist für mich, so viel Atem in mir drin zu haben, damit mir nicht die Puste ausgeht.

Gemeinsam Gelassenheit schaffen

Die Verantwortung für mehr Ausgeglichenheit haben jedoch nicht nur die Kinder zu tragen. Denn sie alleine vor diese Aufgabe zu stellen, wird nicht funktionieren. Auch die Eltern müssen ihren Teil dazu beitragen. Im Endeffekt geht es dabei um ein Miteinander. Das Vorleben der Eltern spielt dabei eine sehr große Rolle. Wenn die Eltern offen für Meditation und Achtsamkeit sind, dann wird es dem Kind leichter gemacht, sich auch dafür zu öffnen. Katja empfiehlt hierbei zum Beispiel gemeinsam zu Bett zu gehen und sich zusammen eine Meditation anzuhören.

Wenn ich entspannte Eltern habe, dann hab ich auch eine reelle Chance, ein entspanntes Kind zu haben. Aber ohne entspannte Eltern, komme ich auch nicht zum entspannten Kind.

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Als Elternteil muss man seinem Kind die richtigen Anstöße geben, damit es früh lernt, was ihm gut tut. Als Team können Eltern und Kind so Ruhe und Gelassenheit schaffen. Katja hat auch die Erfahrung gemacht, dass Kinder meist schon selbst merkten, dass ihnen eine kleine Achtsamkeitsübung oder auch Meditation gut tut und sie aus ihrer gestressten Position besser heraustreten können. Eine kleine Übung aus der Gestalttherapie ist zum Beispiel, sich fünf gleichfarbige Gegenstände in dem Raum zu suchen, wo man sich gerade befindet, z.B. nacheinander rot-gelb-grün. Damit lenkt man sein Gewahrsein auf etwas anderes und löst sich schon in einer gewissen Weise von den negativen Empfindungen. Vor allem bei Kindern funktioniert diese Methode sehr gut, da sie etwas verspielt ist. Aber auch Eltern müssen lernen, sich Pausen gönnen. Sich zwischendurch bewusst Momente der Stille zu nehmen. Sie müssen nicht lang sein, es reichen schon wenige Minuten aus. Aber diese wenigen Minuten sollte man sich wert sein.

Dieser Moment des Ankommens ist wirklich spürbar. In seiner eigenen Mitte anzukommen und diesesHier bin ich". Das ist haltgebend, man wird stabiler, wenn man gestresst ist. Man schläft besser und achtet wieder mehr auf kleine Dinge.

Den Moment genießen

Zu guter Letzt haben wir Katja gefragt, wie sie für sich Lebensfreude beschreiben würde. Das hat sie klipp und klar beantwortet: „Wenn ich mich ganz klar spüre und bei mir bin. Dann merke ich: hier bin ich.” Für Katja ist das orts- und zeitunabhängig – Und kann somit immer und überall sein: Im Museum, beim Klavierspielen, auf der Arbeit oder bei einem erholsamen Spaziergang mit ihrem Mann. Und beim Thema „Lebensfreude” sind es nicht nur die positiven Momente, es sind vor allem die „echten Momente”, gefüllt mit Emotionen und Gefühl. Ein Moment von Leben und Lebensfreude, auch wenn dieser Moment vielleicht traurig ist.

„Wenn ich will, dass es mir gut geht, dann brauche ich den Kontakt zu mir.”

Zu wissen was einem gut tut, ist der erste Schritt in die richtige Richtung – man muss die Dinge dann nur umsetzen. Und das hat Katja verstanden. Deswegen möchte sie nicht nur das Leben ihrer Kinder mit Achtsamkeit bereichern, sondern auch das ihrer PatientenInnen. Denn wenn man schon als Kind lernen kann, womit man sich etwas Gutes tut und so aus Stresssituationen bewusst heraustreten kann, ist das langfristig sehr lohnend. Natürlich kann man auch als Erwachsener in seiner Mid-Life-Crisis und nach einem Burn-Out mit Meditation und Achtsamkeit beginnen, aber ist es nicht viel schöner, schon vorher etwas für sich tun zu können? Damit es eben nicht soweit kommt? Die einzigen Dinge, die man dafür benötigt, sind eigentlich ganz simpel: Raum und Zeit. Beides muss man sich laut Katja einfach nur bewusst nehmen. Für sich. Für seine Kinder.

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Bild: Xavier Mouton Photographie und Jude Beck auf Unsplash

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