Wie kann ich lernen, positives Feedback anzunehmen?

Komplimente mag jeder. Doch während uns das Verteilen von herzlichen Nachrichten leicht fällt, können die wenigsten von uns etwas Nettes einfach mal annehmen.

von Franziska Block

“Ach, das war doch nicht der Rede wert”, “Naja, du hättest das mindestens genauso gut gemacht” oder auch “Dafür habe ich letzte Woche einen echt blöden Fehler gemacht” ist nur eine Auswahl an Antworten, mit denen viele Menschen Komplimente abwiegeln.

Ist es nicht paradox? Unser halbes Leben dreht sich darum, Anerkennung zu bekommen. Vor dem Besuch der Familie wird die Wohnung geputzt und mit frischen Blumensträußen aufgehübscht, unsere eigenen vier Wände verlassen wir selten, ohne unser tägliches Outfit wohl bedacht zu haben und den Arbeitskollegen tun wir ständig den einen oder anderen Gefallen, damit sie uns mögen. Klar, irgendwie sehnt sich jeder Mensch nach Lob und Anerkennung. Wenn es dann jedoch so weit ist und das wohlverdiente Süßholz geraspelt wird, werden wir weich wie Butter und schmelzen dahin vor Verlegung, Bescheidenheit oder auch Verwirrung. Anstatt einfach mal “Danke” zu sagen und das Kompliment anzunehmen, wimmeln wir jegliche Anerkennung ab oder spielen sie runter.

Warum wir Komplimente nur schwer annehmen können

Es gibt viele unterschiedliche Gründe, warum wir uns so oft schwer damit tun, Komplimente anzunehmen, u.a. ein mangelndes Selbstwertgefühl. Von Kindesbeinen an lernen wir, dass Bescheidenheit eine Tugend sei. “Ich bin nicht besser als meine Mitmenschen” ist eine Einstellung, die wir annehmen sollen. Was grundsätzlich eine lobenswerte Charaktereigenschaft ist, kann im Umkehrschluss allerdings auch bewirken, dass wir uns so durchschnittlich wie Otto Normalverbraucher und schlichtweg nicht besonders fühlen. Und wer erwartet schon Lob für seine Gewöhnlichkeit?

Vielleicht trifft das nicht ganz auf dich zu, wobei du den Wunsch nach Bescheidenheit gut kennst. Lieber bescheiden ein Kompliment auf ein anderes Thema um lenken oder auf die eigenen Fehler hinweisen, als einfach mal eine kleine Nettigkeit zu einem schönen Outfit, einem guten Projekt oder auch einer gemütlichen Wohnung dankbar anzunehmen und dadurch vielleicht überheblich zu wirken. Vielleicht ertappst du dich aber auch dabei, einen heimlichen Wunsch nach Anerkennung hinter deiner Bescheidenheit zu verstecken? Bestimmt hat Jede*r von uns schon mal die eine oder andere Schmeichelei heruntergespielt, um mit seiner Bescheidenheit zu glänzen und zu beeindrucken.

Ein Kompliment ist kein Tausgeschäft

Ein weiteres Motiv kann allerdings auch das fehlende Vertrauen zum Gegenüber sein. Ein Kompliment von der ärgsten Rivalin bei der Arbeit oder dem Schwiegervater, der einen noch nie so richtig mochte, bringt uns schnell ins Grübeln. Welche schmeichlerische Manipulation mag sich wohl hinter dieser zweideutigen Bewunderung verbergen?

Menschen, die wir nicht gut kennen, oder zu denen wir kein gutes Verhältnis haben, bringen wir prinzipiell eh mehr Skepsis entgegen. Wenn sie uns dann plötzlich freundlich und schmeichelnd entgegenkommen, vermuten wir gleich, dass etwas Größeres im Busch ist.

Und was wäre erst, wenn uns ein Kompliment zu einer Gegenleistung verpflichtet? Ganz nach dem Motto “wie du mir, so ich dir” neigen die meisten Menschen dazu, ein Kompliment direkt mit einem Gegen-Kompliment zu erwidern, weil sie das Gefühl haben, dass es so erwünscht ist. Dabei entstehen ehrliche Komplimente meisten spontan aus einem Affekt oder einer Situation heraus und drücken lediglich das Wohlwollen und die positive Wahrnehmung des Gegenübers aus - ohne Hintergrundgedanken oder Erwartungen, die wir aus unerklärlichen Gründen schnell reininterpretieren.

Wahrscheinlich könnten wir die Liste an Gründen, die gegen die einfache Annahme eines Kompliments sprechen, noch eine ganze Weile so weiterführen. Viel lieber möchten wir uns allerdings mit der Lösung des Problems befassen und überlegen, wie wir zukünftig besser mit Komplimenten umgehen können.

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4 Tipps, Komplimenten zu begegnen

1. Wenn du das Gefühl hast, dass du aus mangelndem Selbstwertgefühl keine Komplimente annehmen kannst, kann es dir helfen, es als eine Übung zu sehen. Eine Übung, die dein Selbstbewusstsein stärkt und deine Gedankenwelt trainiert, in Bezug auf dich selbst auch mal etwas positiver sein zu dürfen. Niemand ist normal und jeder Mensch auf seine ganz eigene Weise besonders. Es ist okay, dich selbst besonders zu finden. Du bist besonders. Und wenn du dafür noch ein Lob bekommst - umso besser. Falls du eine positive Gedankenwelt trainieren möchtest, können tägliche Mantras und Affirmationen dich auf dem Weg dahin begleiten. Schau dir gerne unseren Magazinartikel dazu an.

2. Vielleicht hilft es dir auch, das Annehmen eines Kompliments als Kompliment zu sehen. Schließlich traust du deinem Gegenüber damit in seinem Urteil und zeigst ihm*ihr Dankbarkeit und Freundlichkeit für die offen geäußerte Meinung. Ein Kompliment zuzulassen vermittelt deinem Gegenüber dadurch, dass du seine Meinung schätzt und gerne annimmst. Na, wenn das kein tolles Kompliment ist, was dann?

3. Verabschiede dich getrost von dem Gedanken einer Gegenleistung. Dein Gegenüber erwartet keinen Hofknicks, Blumenstrauß oder lebenslange Danksagungskarten. Wenn das Kompliment aufrichtig und ehrlich geäußert wird, wirst du es spüren. Mache dir bewusst, dass es der anderen Person lediglich darum geht, dir einen kurzen Augenblick der Freude zu bereiten und dir eine herzliche Botschaft zu übermitteln. Es ist okay, das zuzulassen. Lächle und sage Danke. Und wenn dir irgendwann danach ist, darfst du die Person mit einem eigenen Kompliment beschenken - wenn sich der Moment und dein Gefühl dafür gut anfühlen und nicht, weil du dich dazu verpflichtet fühlst.

4. Manchmal kann ein Kompliment sogar ein Türöffner für ein spannendes Gespräch oder vielleicht sogar eine Freundschaft sein. Stell dir vor, eine neue Arbeitskollegin macht dir ein Kompliment für deine neuen Sneaker. Du bedankst dich dafür mit einem kleinen Hinweis darauf, dass du sie beim avocadostore.de bestellt hast, weil du gerne nachhaltiger leben und faire Labels unterstützen möchtest. Sie ist total begeistert und erzählt dir, dass sie ihr Leben ebenfalls in einer nachhaltigen Weise umstellt und noch nach Inspiration und Tipps sucht. Vielleicht hättest du ja Lust, gemeinsam mit ihr einen Kaffee trinken zu gehen und euch weiter darüber auszutauschen?

Du siehst: Komplimente können wirklich wunderbar sein und sind weit weniger kompliziert, als wir denken. Nichtsdestotrotz sind Grenzen ebenfalls erlaubt. Wenn du merkst, dass dir dein Gegenüber mit einem Kompliment zu nahe kommt oder Themen berührt, die du nicht mit dieser Person besprechen möchtest, ist es vollkommen okay, deine Grenzen zu ziehen und dich klar zu positionieren.

Grundsätzlich kann positive Aufmerksamkeit von außen Balsam für unsere Seele sein und unser Selbstbewusstsein stärken. Wenn du sie zulässt, kann sie dich mit einem Lächeln beschenken und positive Energie freisetzen. Versuch es doch selbst! Nimm dir in den nächsten Tagen vor, offener und entspannter mit Komplimenten umzugehen und statt mit Verlegenheit oder Bescheidenheit mit einem Lächeln und guter Laune zu antworten.

Die Podcastfolge zum Impuls der Woche:


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